Unser Schützenfest

Die Schützengilde hat sich zur Aufgabe gemacht, altes Brauchtum zu erhalten, zu pflegen und es an die Nachfahren weiterzugeben. 

In diesem Sinne richtet die Schützengilde das jährliche Schützenfest aus, welches noch heute das größte Volksfest in der Gemeinde ist. Zur Erhaltung der Treffsicherheit traten die Schützengilden schon in frühen Zeiten regelmäßig zu Übungsschießen zusammen. Einmal im Jahr wurde ein Schützenfest gefeiert, bei welchem der beste Schütze ausgeschossen wurde. Anfänglich schoss man mit der Armbrust, dann mit Vorderladern, später mit dem Karabiner und heute mit dem KK-Gewehr. Im Mittelalter waren diese Schießen „Vogelschießen“. Es wurde ursprünglich auf lebende Vögel geschossen und später auf hölzerne Vögel. Erst später setzte sich das Scheibenschießen durch.

Das Schützenfest ist das größte Volksfest, was von je her von allen Einwohnern Oesingens mitgefeiert wurde. Wie das Schützenfest in den ersten Jahrhunderten gefeiert wurde, ist leider nicht überliefert.

Im 19. Jahrhundert wurde es gewöhnlich am Johannistag gefeiert, zwischen der Heu- und Roggenernte, wenn die Imker mit den Bienen wieder zu Hause waren. Es wurde im Freien gefeiert, lange Jahre auf dem Brinksitzer Falk’schen Hofe Nr. 20. Später wurde ein Schuppen im Fuhrenkamp für die Schenke gebaut und das Schützenfest dort gefeiert. Getanzt wurde noch immer im Freien.

Ablauf:

Das Fest dauerte 4 Tage. Die jungen Burschen exerzierten damals ca. 8 Tage vorher. Gefeiert wurde Donnerstag und Freitag, der Sonnabend war Ruhetag und diente zur Versorgung des Viehs. Der Sonntag war der Haupttag des Festes, zu dem dann auch viele auswärtige Besucher kamen. Eine Woche später wurde der „Lustige Sonntag“ gefeiert.

Das Fest begann am Donnerstag mit einem Umzug, bei welchem die Fahne und der „Alte König“ mit Musik abgeholt wurden. Der König bewirtete die Teilnehmer mit Branntwein und Weißbrot sowie Zuckerwasser und kaltem, schwachem Grog. Während die jungen Leute auf der Diele blieben, wurden die Verheirateten in der Stube bewirtet.
Danach ging es mit der neuen, bunt bemalten Scheibe zum Schießplatz, wo sie zum Schießen angenagelt wurde.
Auf dem Zelt gab es dann „dat Buhrenfräustück“ mit frischer Wurst und Sülze.
Die „Jungkerls“ sammelten sich danach zur „Verteilung der Mädchen“, wobei die älteren das Vorrecht hatten, sich ihre Tanzpartnerin auszusuchen. Die jungen Männer hatten dafür zu sorgen, dass ihre Mädchen beim Tanz nicht sitzen brauchten und durften sie auch nicht dursten lassen. Die Mädchen mussten ihre Tänzer zu den Mahlzeiten mit nach Hause nehmen und mit Essen und Trinken frei bewirten.
Nach dem Frühstück wurde ein Mittagsschläfchen gehalten und danach begann für die Bauern das Königsschießen und für die jungen Leute das Tanzen. König konnten nur die Bauern werden, welche mit zur „Schützengilde“ gehörten. Das waren diejenigen, welche zum sogenannten „Lipp’schen Huse“, Gemeindehaus Nr. 36 und zum Gemeinde-Schützenplatz , dem Fuhrenkamp, gehörten. Später konnten sich auch die Abbauer für 5 Thaler einkaufen.
Jeder hatte 3 Königsschüsse. König wurde, wer den besten Schuss abgegeben hatte, unabhängig von der Ringzahl. Er bekam vom alten König die Königskette umgehängt und wurde mit Musik nach Hause gebracht, wo die Scheibe am Giebel angenagelt wurde.
Die Teilnehmer wurden mit Weißbrot, Schnaps und kaltem Grog bewirtet. Dann ging es im Fest umzug zurück zum Schützenplatz wo dann bis in den frühen Morgen getanzt wurde.

Am Freitag Vormittag wurde der König abgeholt und der Umzug marschierte durch das ganze Dorf. Nach dem Frühstück war wieder Mittagsruhe bis ca. 15:00 Uhr. Auf dem Schießplatz gab es dann ein Preißschießen um Geldgewinne oder auch mal einen Hammel oder ein kleines Schwein, an dem sich jeder beteiligen konnte. Dann war wieder allgemeines Tanzen bis in die Morgenstunden.

Nach einem Tag Pause kam dann der Haupttag, der Sonntag. Nach dem Nachmittags-Gottesdienst wurde der König abgeholt. Hierbei sammelte der Oberst die Gelder für den König und die Musik ein. Der König bekam von jedem Beteiligten ein „Schußgeld“ von 6 guten Groschen (ca. 0,4 €) und aus der Gemeindekasse 4 Thaler, zusätzlich hatte er den Ausschank beim nächsten Schützenfest. Neben der Bewirtung der Beteiligten hatte der König die Königsscheibe (2-3 Mark), den „Scheibenkieker“ (1,50 Mark) und die Gewinne der drei besten Schützen auf die Königsscheibe (1. Gewinn: 1 Thaler; 2. Gewinn: 1 Gulden; 3. Gewinn: 8 gute Groschen) zu zahlen. Wer König werden konnte und ohne triftigen Grund nicht am Schützenfest teilnahm, hatte 8 gute Groschen Strafe zu zahlen, die von den anderen verzehrt wurden.
Nachdem Umzug durch das Dorf war geselliges Beisammensein auf dem Festplatz und wieder Tanz bis in den Morgen.

Das Kinderschützenfest wurde bis 1870 schon mit „Puste-Rohr“ Königsschießen und Ausmarsch gefeiert. Nachmittags war Kindertanz bis zum Einbruch der Dunkelheit.

Etwa von 1905 an, als der Gemeindetanzsaal abgenutzt war und die Wirte den Ausschank für sich beanspruchten, fanden die Schützenfeste nur noch bei den Wirten in ihren eigenen großen Sälen statt. Das war das Ende der Schützenfeste im Grünen. Die Beteiligung ging zurück und die Forderungen an den König stiegen. Deshalb ließ man dann ab dieser Zeit zu, dass auch die kleineren Besitzer mitmachen und König werden konnten, ohne sich einkaufen zu müssen.

In den Kriegsjahren des ersten und zweiten Weltkrieges wurden keine Schützenfeste gefeiert.
Das erste Schützenfest nach dem 2. Weltkrieg wurde 1949 gefeiert, nachdem die Besatzungsmächte den Gebrauch von Schusswaffen zu sportlichen Zwecken wieder erlaubt hatten. Jetzt konnten alle Oesinger Bürger König werden, die verheiratet und Mitglied in der Schützengilde waren und ihren ersten Wohnsitz in der Gemarkung Groß Oesingen hatten. Erster Schützenkönig wurde 1949 Ernst Cordes.
Das Schützenfest wurde jetzt an 3 aufeinander folgenden Tagen ohne Pause abgehalten, der “Lustige Sonntag” fiel weg. Es wurde von Samstag bis Montag gefeiert, wobei am Montag das Kinderschützenfest war und die Kinder schulfrei hatten. Als es kein Schulfrei mehr gab, wurde das Schützenfest auf Freitag bis Sonntag verlegt, wobei am Sonntag Nachmittag nach wie vor Kinderschützenfest ist.
Vor dem Schützenfest werden für die einzelnen Kompanien Übungsschießen angeboten.
Das junge Volk verteilt Birken zum Ausschmücken des Dorfes an alle Haushalte.
Es ist in Oesingen eine schöne Tradition, jedes Jahr zum Schützenfest die Straßen und Anwesen mit Birkengrün, Wimpelketten und der Oesinger Fahne zu schmücken.

Ausschießen der Könige: Die Könige werden zum Teil vor und während des Schützenfestes ausgeschossen.

Die Kinder beginnen 1 Woche vor dem Schützenfest mit einem Übungsschießen. Am Mittwoch vor dem Schützenfest wird der Kinderkönig ausgeschossen. Die Kinder schiessen ausschließlich auf einem Simulator. Kinderkönig wird, wer den besten Teilerschuss abgegeben hat.
Bis 1999 konnten nur die Jungen Kinderkönig werden, seit 2000 zählt der beste Schuss, egal, ob von einem Jungen oder einem Mädchen. Die Nächstplazierten erhalten Sachpreise, die zum Ende des Kinderschützenfestes ausgegeben werden.
Die Proklamation erfolgt am 3. Schützenfesttag zu Beginn des Kinderschützenfestes auf dem Festzelt.

Die Hübsche Garde schießt ihre Königin nach dem Birkenaustragen am Donnerstag vor dem Schützenfest.
Sie wird mit dem KK-Gewehr ausgeschossen. Es wird so lange gestochen, bis die Königin feststeht. Das Ergebnis wird geheim gehalten, bis der Jungschützenkönig ausgeschossen ist.

Die Jungschützen schießen Ihren König nach dem gleichen Verfahren wie die Hübsche Garde aus. Das Königsschießen findet ebenfalls am Donnerstag statt. Die Proklamation erfolgt zusammen mit der Königin der Hübschen Garde am 2. Schützenfesttag beim Schützenkönig.

Die Damenkompanie schießt die Damenbeste am 1. Schützenfesttag aus, wenn das Bataillon vom Ausmarsch auf das Zelt zurückgekommen ist.
Geschossen wird mit dem KK-Gewehr auf Teilerwertung. Die Proklamation erfolgt zusammen mit dem “Großen König” am 2. Schützenfesttag.

Der “Große König” wird vom Alten Korps am 2. Schützenfesttag nach dem Frühstück ausgeschossen.
König kann nur werden, wer bereits 5 Jahre Vereinsmitglied ist, im Alten Corps der Schützengilde geführt wird und noch nicht großer König der Schützengilde war.
Jeder Königsanwärter hat 3 Schuss, die mit dem KK-Gewehr geschossen werden. Für jede geschossene 10 darf er auf einem gesonderten Stand einen weiteren Schuss abgeben, Diesen bekommt der Teilnehmer aber nicht zu sehen und wird geheim ausgeteilert. Wer den besten Teiler errungen hat, wird König. Die zwei Nächstplatzierten erhalten Orden. Die Ehefrau, Freundin des Königs begleitet ihn als Königin.
Die spannende Bekanntgabe des neuen Schützenkönigs erfolgt unmittelbar nach dem Königsschießen auf dem Festzelt. Die Proklamation erfolgt anschließend vor dem angetretenen Schützenbataillon.

Ablauf:

Am Freitag Mittag sammelt sich das Schützenbataillon am Festzelt um den Oberst abzuholen. Danach werden die neuen Königsscheiben abgeholt und dem Schützenbataillon präsentiert. Anschließend geht es zum König, welcher das Bataillon auf seinen Hof einlädt. Nun geht es mit dem König zurück zum Festzelt zum gemütlichen Beisammensein umrahmt durch das Schützenmusikcorps.
Parallel wird die Damenbeste ausgeschossen.
Um 18:00 Uhr startet die große Überraschungsparty.
Abends ist Königsball auf dem Festzelt für den scheidenden König.

Am Samstag tritt das Schützenbataillon wieder vor dem Festzelt an, um gemeinsam den König abzuholen. Beim König wird der Jungschützenkönig und die Königin der Hübschen Garde proklamiert. Dann wird beim neuen Jungschützenkönig die Scheibe angenagelt. Nach dem Ummarsch durch das Dorf geht es zum Frühstück auf das Festzelt.
Nach dem Frühstück beginnt das Königsschießen.
Unmittelbar nach dem Königsschießen findet die Bekanntgabe des neuen Königs auf dem Festzelt statt. Es schließt sich die Königsproklamation vor dem angetretenen Schützenbataillon an. Dann marschieren alle mit Fahne und Musik zum Haus der neuen Majestät zum Scheibeannageln.
Am Abend ist Königsball für die neue Majestät auf dem Festzelt.

Am Sonntag ist Kirchgang für alle. Danach tritt das Schützenbataillon an zum Ausmarsch durch das Dorf mit Abholen der Könige. Nach dem Ausmarsch lädt der König zum gemeinsamen Königsfrühstück auf dem Festzelt. Nach dem Frühstück beginnt das Kinderschützenfest mit der Proklamation des Kinderkönigs auf dem Festzelt. Dann marschiert die Kinderschar mit Fahnen und Musik zum Scheibeannageln. Bei Zuckerkuchen und Eis gibt es viel Spaß beim Kinderkönig. Zurück auf dem Festzelt kümmert sich die Hübsche Garde mit vielen Spielen um die Kinder. Mit der Preisverteilung vom Kinderkönigsschießen endet das Kinderschützenfest. Am Abend klingt das Schützenfest mit Tanz und guter Stimmung auf dem Festzelt aus.